Rad auf Dafne Schippers Brug

Sicher mobil mit weniger Energie und Emissionen

Schwerpunkte in der Verkehrsforschung des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwesen der Hochschule Darmstadt sind Mobilitätswende, Verkehrssicherheit und (vor allem urbaner) Wirtschaftsverkehr. Die Rolle der Verkehrsinfrastruktur für diese Themen steht dabei im Mittelpunkt. Wir arbeiten stark inter- und transdisziplinär mit anderen Fachbereichen, externen Akteuren und auch den anderen Hochschulen in der Region zusammen. Unsere Projekte sind sehr praxisnah. Der Nutzen für unsere Gesellschaft treibt uns an und motiviert uns.

Hintergründe

Der Anteil der Treibhausgasemissionen durch den Verkehrssektor beträgt in Deutschland derzeit etwa 20%. Dabei sind Emissionen durch Fahrzeug- und Infrastrukturherstellung und der internationale Flug- und Seeverkehr nicht eingerechnet. Der Verkehr ist also derzeit ein wesentlicher Treiber des Klimawandels und benötigt erhebliche Ressourcen. Mobilität ist für unsere Gesellschaft zugleich aber unabdingbar.

Im Verkehr ist eine Umstellung auf emissionsfreie Antriebe in (fast) allen Bereichen bereits heute möglich. Je nach Antriebstechnologie werden hierfür jedoch erhebliche regenerative Energiemengen benötigt. Da die Bereitstellung von regenerativen Energien auch ohne den Verkehrssektor bereits eine große technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung ist, wird die Dekarbonisierung um so schneller und leichter gehen, desto weniger Energie benötigt wird. Auch die Fahrzeugherstellung wird noch über Jahre mit Treibhausgasemissionen verbunden sein. Mobilität ohne Treibhausgasemissionen und mit möglichst geringen Energieverbräuchen zu ermöglichen, darauf zielt die Mobilitätswende.

Während die Antriebswende nur auf einen Austausch der Antriebstechnologie abzielt (z.B. Elektroantriebe statt fossile Verbrennungsmotoren), um eine Dekarbonisierung des Verkehrs zu erreichen, zielt die Mobilitätswende darauf ab, auch Effizienz- und Einsparungspotenziale zu heben. Dazu gehört neben der Antriebswende auch die Verlagerung von Fahrten auf effizientere und klimaschonendere Verkehrsträger (z.B. vom Auto zum öffentlichen Verkehr), die Verkürzung von zurückgelegten Wegen (z.B. durch die Stadt der kurzen Wege/5-Minuten-Stadt, Nachhaltige Stadtentwicklung), aber auch die Verringerung des Verkehrsbedarfs durch die Erledigung von Aufgaben zu Hause oder den Verzicht oder die Bündelung von Wegen. Die Mobilitätswende zielt damit auf eine Verhaltensänderung der Bevölkerung und von Unternehmen ab, ohne dass damit zwangsläufig eine Einschränkung in der Mobilität einhergehen muss.

Zu einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur gehört auch, dass möglichst wenig Menschen zu Schaden kommen. Erklärtes Ziel ist die "Vision Zero", also die Vision von Verkehr ohne Getötete. Verkehrssicherheitsarbeit geht aber über die Vermeidung von schweren Unfällen hinaus und zielt auch auf eine Verbesserung der wahrgenommenen Sicherheit ab. Verkehrssicherheitsarbeit umfasst dabei sowohl die Prävention (z. B. Sicherheitsaudit von Straßen in Bestand und Planung), als auch die Analyse und Behebung von erkannten Mängeln (Verkehrsschau, Unfallkommissionen). Da besonders Rad- und Fußverkehr gefährdet und zunehmend von schweren Unfällen betroffen ist, steht bei der Verkehrssicherheitsarbeit gerade diese Gruppe im Vordergrund. Damit leistet die Verkehrssicherheitsarbeit zugleich einen Beitrag zur Mobilitätswende.

Verkehrsforschung am Fachbereich

Wir forschen gemeinsam mit Praxisakteuren an sicherer Infrastruktur, die zugleich für Rad- und Fußverkehr attraktiv ist. Beispielsweise haben wir die Entwicklung der Radschnellverbindung (RSV) von Frankfurt/Main nach Darmstadt intensiv begleitet und setzen diese Arbeit mit anderen RSV fort. Immer wieder evaluieren wir Verkehrsversuche, wie die geschützten Radfahrstreifen in Darmstadt. Wie diese Radfahrstreifen an Knotenpunkten fortgeführt werden können ist eine zentrale Frage bei der Forschung zu sogenannten geschützten Kreuzungen. Auch Fahrradstraßen, Schutzstreifen und die barrierefreie Gestaltung von Verkehrsanlagen gehört in unser Portfolio.

Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat der Mobilitätswende. Er steht allen Menschen zur Verfügung und kann viele Menschen auch über große Entfernungen sehr effizient transportieren. Wir befassen uns neben der Gestaltung einer attraktiven Infrastruktur für den ÖPNV (Strecke, Haltestellen, intermodale Verknüpfungsstellen, Mobilitätsstationen) auch mit alternativen Mobilitätsangeboten wie dem HeinerLiner oder urbanen urbanen Seilbahnen.

Darüber hinaus entwickeln wir in dem InnoVET Verbundprojekt UpTrain zwei innovative Weiterbildungen für die Mitarbeitenden der Mobilitätsbranche. Die Inhalte der Fortbildungen werden dabei an unterschiedlichen Lernorten wie – in Industrie, Verkehrsunternehmen und Hochschulen praxisnah vermittelt.

Der Wirtschaftsverkehr macht bereits heute rund einen Drittel des Verkehrsaufkommens in Städten aus, Tendenz steigend. Mit den daraus erwachsenden Chancen für Wohlstand und Wirtschaft gehen auch Herausforderungen wie Emissionen und Flächenverbrauch einher. Diesen Herausforderungen gilt es mit nachhaltigen Konzepten wie Bündelung, Lastenradbelieferung oder Abholstellen für Güter (z.B. Paketstationen) zu begegnen. Wir arbeiten hierbei eng mit externen Akteuren zusammen und erproben Neues, wie beispielsweise mit dem Radlieferdienst LieferradDA.

Verkehrswesen ist in alle Studiengänge des Fachbereichs integriert und wird bei uns bereits im Grundstudium gelehrt. Dabei behandeln wir die Grundlagen der Verkehrsentstehung und des Mobilitätsverhaltens, um im Schwerpunkt alle Aspekte der Gestaltung und des Betriebs von Verkehrsinfrastrukturen in Pflicht- und Wahlmodulen zu vertiefen. Dabei wird der städtische Verkehr genauso behandelt, wie der Außerortsverkehr, der öffentliche wie der individuelle Verkehr. Vermessungskunde, GIS und Verkehrstechnik runden das Angebot ab.

Unsere Arbeit zeichnet sich durch hohe Praxisrelevanz, interdisziplinäres (Vernetzung über die Grenzen der Disziplinen, Kooperation mit anderen Fachbereichen, z. B. Fachbereich Wirtschaft, Fachbereich Informatik) und transdisziplinäres Arbeiten (Einbezug von externen Akteuren) und enge Verknüpfung mit der Lehre aus. So binden wir unsere Studierenden über Abschluss- und Projektarbeiten oder auch als studentische Hilfskräfte in Projekte ein, während umgekehrt die Forschungsergebnisse direkt in die Lehre einfließen. Wir probieren gerne Neues aus und sind in Forschungsgremien (z.B. FGSV, WCTRS) und bei Akteuren in der Region gut vernetzt.